Die seit 1996 weitgehend unverändert gültige Norm für Reithelme EN1384 wurde zum 15.12.2014 außer Kraft gesetzt. Reithelme nach dieser Norm dürfen als Restposten noch verkauft werden, wenn sie vor dem 15.12.2014 produziert wurden. (Was sich im Einzelfall bei Helmen aus asiatischer Produktion natürlich nicht nachweisen lässt.) Natürlich war die EN1384 Norm nach so vielen Jahren praktisch veraltet, die aktuelle Technologie erlaubt wesentlich sicherere Helme, als von der Norm vorgeschrieben war.
Soweit noch vereinzelt Restposten nach EN1384 im Handel sind, ist inzwischen vom Kauf derer abzuraten, da sie einfach schon zu alt sind.
Derzeit gültig ist die Übergangsnorm "VG1 01.040 2014-12" (kurz auch "VG1" genannt). Wann eine endgültige neue EN Reithelm-Norm verabschiedet wird und wann dann entsprechende Helme verfügbar sein werden, ist im Moment nicht absehbar. Wer jetzt einen neuen Helm kaufen will, sollte jedenfalls nicht darauf warten.
Relevant ist außerdem die englische "PAS015 (KITE MARK)" Norm , welche höhere Anforderungen stellt und eine höhere Sicherheit garantiert, da alle Helme nach dieser Norm regelmäßig aus laufender Produktion überprüft werden. Helme nach PAS015 werden hauptsächlich von englischen Herstellern wie Charles Owen angeboten. Seit ein paar Jahren gibt es jedoch auch anderweitig einige wenige Helme, die auch nach PAS015 getestet werden, offenbar existiert hier von Kundenseite ein erhöhtes Interesse.
Einige Anbieter haben ihre Helme auch nach der amerikanischen Norm ASTM F1163 geprüft.
Immer wieder werden Fragen gestellt nach dem "sichersten" Reithelm. Leider lässt sich die Frage nach der Qualität
(im Sinne von Sicherheit) der zahllosen angebotenen Reithelme nicht eindeutig beantworten.
Solange nicht jeder Hersteller verpflichtet ist, die Messwerte der Normprüfung zu veröffentlichen, bleibt ein Vergleich schwierig bis unmöglich.
Derzeit sind mir keine ernst zu nehmenden Labortests von Reithelmen nach VG1 bekannt. Frühere Tests zeigen jedoch eine deutliche Tendenz, dass man mit Helmen bekannter europäischer Marken (Casco, Uvex, Charles Owen u.a.) eher auf der sicheren Seite ist als mit Billig-Helmen asiatischer Herkunft.
Als relativ wertlos erachte ich diverse "Tests" in verschiedenen Pferdezeitschriften, wo nur Design, Tragekomfort und andere subjektive Kriterien verwendet werden.
Grundsätzlich fehlen in allen Tests fundierte Versuche in Richtung Haltbarkeit und Verhalten bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen.
Die überall berücksichtigten Kriterien Passform und Bequemlichkeit sind in meinen Augen dagegen reichlich sinnlos, da dies doch stark von der Kopfform abhängt.
Ein weiteres grundsätzliches Problem bei Testberichten sind mögliche Serienschwankungen: Testreihen mit z.B. 5 gleichen Reithelme mit unterschiedlichem Herstellungsdatum wurden meines Wissen ebenfalls noch nie durchgeführt.
Viel wichtiger als die höchste Sicherheit (die man sowieso im Einzelfall nicht überprüfen kann) erscheint mir,
dass der Reithelm bequem ist und rutschfest sitzt. Und dies hängt entscheidend von der individuellen Kopfform ab, so dass hier keine
allgemein gültigen Empfehlungen zu geben sind.
In diesem Zusammenhang vielleicht noch ein Wort zu der Norm-Prüfung für Reithelme und deren Bedeutung:
Man hört mitunter Aussagen wie: "Hauptsache der Helm entspricht der Norm, dann kann er doch nicht schlecht sein."
- Dies ist leider nur bedingt wahr:
- Die Norm stellt nur eine Mindestanforderung da. Gute Reithelme sollten diese deutlich übertreffen.
- Um einen Reithelm als "normgeprüft" anbieten zu können, genügt es, wenn der Helm
einmalig bei einem der zugelassenen Prüfinstitute in Europa erfolgreich geprüft wurde. Schwankungen in der
Produktionsqualität werden damit nicht erfasst.
- Zudem erhalte ich immer wieder Hinweise, dass es bei der Normprüfung von Helmen aus Asien wohl manchmal nicht ganz korrekt zugeht. Überprüfen lassen sich diese Vorwürfe kaum. Aber angesichts der Tatsache, dass in der Vergangenheit normgeprüfte Reithelme bei unabhängigen Tests dann nicht einmal die Mindestanforderung der Norm erfüllt haben, ist dieser Möglichkeit auch nicht von der Hand zu weisen.
Diesbezüglich von Vorteil ist die englische PAS015 (KITE MARK) Norm. Denn hier muss jeder geprüfte Helm in regelmäßigen Abständen erneut den Test bestehen.
Toleranzen in der Produktion bleiben da nicht lange unbemerkt. Allerdings werden in der Regel nur teure Helme meist englischer Hersteller bzw. Anbieter nach dieser Norm getestet.
Beim Kauf eines Helmes sollte man auch auf das Produktionsdatum achten. Dieses ist auf einem Etikett im Helm aufgedruckt. Auch im Laden liegende Helme altern und
ein Helm, der vor mehr als 3 Jahren produziert wurde, kann nicht mehr so lange benutzt werden, wie ein Helm, der weniger als ein Jahr alt ist. Solche "Ladenhüter" sollte man daher nur als Restposten mit deutlichem Preisnachlass kaufen und entsprechend früher austauschen.
Ich habe es weiter oben schon angedeutet, das wichtigste Kriterium beim Kauf eines Helmes ist die Passform! Der Helm sollte einerseits bequem sein und nicht drücken, andererseits aber (bei korrekter Einstellung) möglichst gleichmäßig am Kopf anliegen und nicht rutschen. Dies bedeutet also, wenn man vorne oder seitlich den kleinen Finger zwischen Kopf und Helm stecken kann, dann passt der Helm definitiv nicht. Ein weiterer erster Test ist: Den Kinnriemen offen lassen, den Kopf nach unten halten und etwas schütteln. Der Helm sollte dabei nicht vom Kopf fallen. Bitte aufpassen, dass bei dem Versuch der Helm nicht auf den Boden fällt.
Die Kopfgröße (Kopfumfang in cm) ist nur EIN Kriterium für den richtigen Helm. Es gibt ganz unterschiedliche Kopfformen. Manche Köpfe sind (von oben betrachtet) eher eiförmig, andere fast kreisrund oder haben eine sehr flache Stirn. Ein und derselbe Helm kann niemals auf alle Kopfformen passen, aber unterschiedliche Helme haben unterschiedliche Formen. Man muss also manchmal länger suchen, um einen Helm zu finden, der perfekt auf den eigenen Kopf passt.
Bei verstellbaren Helmen ist übrigens zu beachten, dass sich die Form des Helms mit der Größenverstellung ändert! Denn die Verstellung wirkt sich in der Regel vor allem in der Längsrichtung, weniger oder gar nicht aber in der Breite aus.
Preis
Manchmal liest man in Foren: "Mehr als 60 Euro darf der Helm aber nicht kosten!" - Ist diesen Leuten ihr Leben (oder das ihrer Kinder) wirklich nicht mehr als 60 Euro wert? Zu diesem Preis bekommt man - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nur diverse Helme aus Fernost mit ungewisser Qualität. Gute Markenhelme kosten derzeit ab knapp über 100 Euro. Dann darf man halt nicht zu wählerisch sein, was das Design betrifft. Auf der anderen Seite sind sehr teure, exklusive Helme (> 500 Euro) auch nicht unbedingt besonders sicher. Hierzu gibt es meist auch keine Tests und Erfahrungen.
Man muss auch aufpassen, teilweise werden billige Helme, die in der Standardausführung gerade mal 60..70 Euro kosten mit Glitzer usw. optisch aufgewertet und kosten dann das Doppelte. Besser bzw. sicherer werden sie dadurch natürlich nicht.
Reithelm gebraucht kaufen?
Vom Kauf gebrauchter Reithelme kann ich im Allgemeinen nur dringend abraten:
- Wer sich nicht genau auskennt, kann nicht beurteilen, wie alt ein angebotenes Modell ist.
- Man kennt das Vorleben des Helms nicht. Stürze (auch Fallenlassen) können feinste Beschädigungen im Inneren verursacht haben, die man nicht erkennen kann. (Und welcher Verkäufer gibt das schon zu?) Auch schlechte Lagerbedingungen, Einfluß von Chemikalien usw. beeinträchtigen die Schutzwirkung eines Helms wesentlich.
- Reithelme unterliegen einer Alterung, auch wenn sie kaum benutzt werden. Daher ist davon auszugehen, dass ein Reithelm, der mehr als 5 Jahre alt ist, nicht mehr die volle Schutzwirkung zeigt.
Einzige Ausnahme wäre in meinen Augen, ein zwar gebrauchter aber neuwertiger Helm von einem guten Bekannten, wo man sich absolut darauf verlassen kann, dass kein Sturz o.ä. verschwiegen wird.
Auslaufmodelle / Schnäppchen
Natürlich spricht nichts dagegen, bei einem Händler (Ladengeschäft oder eBay) ein preisreduzierte Auslaufmodell zu kaufen. Allerdings sollte man dabei unbedingt auf das Produktionsdatum achten, welches immer (aber oft versteckt) auf einem Etikett im Inneren des Helms vermerkt ist.
Bis zu einem Alter von zwei Jahren gibt es hierbei keine Bedenken. Helme die aber bereits älter als drei Jahre sind, sollte man nur mit einem deutlichen Preisnachlass kaufen, da die Restlebensdauer dann bereits reduziert ist.
Kauf im Versandhandel?
Mitunter wird vom Versandkauf abgeraten, da ein Reithelm ja schließlich passen muß und man daher um eine Anprobe nicht herumkommt. Das ist soweit natürlich richtig.
Allerdings gibt es im Versandhandel grundsätzlich ein 14-tägiges Rückgaberecht, so dass man den Helm (oder die Helme) seiner Wahl zu Hause viel sorgfältiger anprobieren
kann als die in einem Laden möglich wäre. Um festzustellen ob ein Reithelm WIRKLICH passt ist ein mehrstündiges Tragen zu Hause sicher eine gute Möglichkeit.
(Aber bitte vorher Haare waschen für den Fall, dass er doch zurückgeschickt wird!!)
Davon abgesehen ist die Auswahl in den örtlichen Reitsportgeschäftn doch oft arg begrenzt. Wer mit den Standard-Modellen nicht
auskommt oder einfach nur ein etwas exotischeres Modell (Farbe) haben möchte, kommt um einen Versandkauf sowieo kaum herum.